16.04.24

Titandioxid in Lebensmitteln

Als weißer Farbstoff kommt Titandioxid nicht nur in Wandfarbe, Lacken, Kunststoffen und Sonnenschutz, sondern auch in Zahncreme, Medikamenten und Lebensmitteln vor. Dabei ist der Zusatzstoff durchaus umstritten. 

So mehren sich die Hinweise, dass Titandioxid nicht nur die für unsere Gesundheit so wichtige Darmflora stört, sondern auch Schleimhautreizungen, Entzündungen, chronische Darmerkrankungen und sogar Krebs begünstigen kann. 

In welchen Lebensmitteln verbirgt sich Titandioxid?


Als Lebensmittelzusatzstoff E 171 wird Titandioxid unter anderem in Mozzarella, Kaugummis, Joghurt, Süßigkeiten wie z.B. Marshmallows und Schokolinsen, Backwaren, Glasuren, Eiscreme, Dragees, Suppen, Soßen, Brühen, Salaten, herzhaften Brotaufstrichen und Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt. Dank des Weißmachers sollen die Produkte weiß, glänzender und schöner aussehen. Auch in Arzneimitteln und Kosmetik (als CI 77891) ist Titandioxid häufig enthalten. 

Während der Zusatzstoff in Lebensmitteln seit 2020 in Frankreich verboten ist, weil Gesundheitsrisiken für Menschen nicht auszuschließen sind, galt er hierzulande nach wie vor als unbedenklich und durfte Lebensmitteln sogar unbegrenzt zugesetzt werden (1). Noch im Mai 2019 sah das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weiteren Forschungsbedarf und wollte erst einmal abwarten (2). Im Mai 2021 urteilte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), dass die Verwendung von Titandioxid als Lebensmittelzusatzstoff nicht mehr als sicher angesehen werden kann. Hintergrund war eine mögliche erbgutschädigende Wirkung von Titandioxid (Genotoxizität). Ernährungsministerin Julia Klöckner forderte daraufhin eine Rücknahme der Zulassung von Titandioxid in Lebensmitteln.

Gute Neuigkeiten: EU verbietet Titandioxid in Lebensmitteln!

Seit Sommer 2022 ist Titandioxid in Lebensmitteln EU-weit verboten. Erlaubt bleibt der Zusatzstoff jedoch vorerst in Medikamenten, Medizinprodukten und Kosmetik wie z.B. Zahnpasta.

Gesundheitliche Risiken durch Titandioxid


Nach Schätzungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nehmen wir im Schnitt pro Tag rund 1,28 mg Titandioxid (TiO2) pro Kilogramm Körpergewicht zu uns, d.h. ca. 100 mg/Person/Tag.

Tierexperimente deuten darauf hin, dass der Farbstoff

  • Entzündungen verstärkt (3, 4),
  • sich in der Milz anreichert (4),
  • das Immunsystem schädigen kann (4, 5),
  • oxidativen Stress erhöht (6)
  • die Darmschleimhaut schädigt (3),
  • das Gleichgewicht zwischen Darm und Mikrobiom stört
  • das Erbgut schädigen kann (Genotoxizität) (12) und daher
  • möglicherweise krebserregend ist (7, 8).

Gut ein Drittel des in Lebensmitteln verwendeten Titandioxids liegt als Nanoteilchen mit einem Durchmesser unter 100 nm vor. Diese winzigen Partikel können nachweißlich vom Darm ins Blut wandern (5, 9, 10).

Aufgrund ihrer geringen Größe können die Nanopartikel sogar durch die Hülle der Zellen, die Zellmembran, in das Zellinnere eindringen und dort Entzündungen auslösen. Damit steigt wiederum das Risiko für die Entstehung von Tumoren. (1)

Lange wurden all diese Risiken in Deutschland in Kauf genommen, um Lebensmittel attraktiv erscheinen zu lassen.

So schützen Sie sich vor Titandioxid in Lebensmitteln


Falls Sie unter einem empfindlichen Magen, einem Reizdarm oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn leiden bzw. unnötige Gesundheitsrisiken vermeiden möchten, sollten Sie Produkte mit Titandioxid meiden. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie frische, unverarbeitete Lebensmittel kaufen oder zu Bioprodukten greifen. Künstlich hergestellte Farbstoffe wie auch Titandioxid sind hier tabu. Ansonsten bleibt nur der Blick ins Kleingedruckte. – Am besten bei allem, was Sie in den Körper einbringen, also bei allen Lebensmitteln, aber z.B. auch bei Nahrungsergänzungsmitteln auf´s Kleingedruckte achten. Etwas erleichtern können Sie sich die Mühe, wenn Sie nur Produkte von Anbietern kaufen, die wie hypo-A zum Wohle ihrer Kunden bewusst auf belastende Zusatzstoffe verzichten.

Übrigens: Selbst bei Naturkosmetik sind Sie nicht vor Titandioxid gefeit. Fast alle alternativen Sonnenschutzpräparate nutzen Titandioxid als mineralischen Sonnenschutz. Auch in Körperlotionen, Cremes, Zahnpasta und dekorativer Kosmetik kann Titandioxid enthalten sein.

Titandioxid stört den Darm


Einiges deutet darauf hin, dass Titandioxid den Darm stört und Darmerkrankungen fördert. So konnte an Mäusen gezeigt werden, dass der Farbstoff den Stoffwechsel der Darmbakterien verändert und das Gleichgewicht im Darm derartig verändert, dass es zu Entzündungen kommen kann (12).

Schon vor einigen Jahren hat man festgestellt, dass sich Titandioxid in Darmschleimhautzellen einlagert und Entzündungen im Darm auslöst. Dabei werden vermehrt aggressive Substanzen, die sogenannten freien Radikale, freigesetzt, die ihrerseits die Darmschleimhaut schädigen. (3)

Bei Patienten mit Colitis ulcerosa, bei denen die Darmschleimhaut nicht mehr richtig dicht ist, kann es die für die Erkrankung typischen Entzündungen noch weiter verstärken. Forscher raten daher insbesondere Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen, auf E171-haltige Lebensmittel konsequent zu verzichten. (3)

Bei Mäusen führt Titandioxid außerdem zu einer geringeren Bildung von Schleimstoffen (Mucine), die dem Schutz der Darmschleimhaut dienen (8, 12).

Literatur


  • (1) https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/gesundheit/themenuebersicht/ernaehrung/e171-titandioxid-weissmacher-lebensmittel-krebs100.html
  • (2) BfR: Titandioxid – es besteht noch Forschungsbedarf, Fragen und Antworten des BfR vom 22. Mai 2019
  • (3) Ruiz, P.A., et. al.: Titanium dioxide nanoparticles exacerbate DSS-induced colitis: role of the NLRP3 inflammasome. Gut. 2017, 66(7):1216-1224. doi: 10.1136/gutjnl-2015-310297; siehe auch https://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2017/Titandioxid-Nanopartikel-Darmentzuendungen.html
  • (4) Yazdi, A.S., et al.: Nanoparticles activate the NLR pyrin domain containing 3 (Nlrp3) inflammasome and cause pulmonary inflammation through release of IL-1α and IL-1β. Proc Natl Acad Sci USA, 2010, 9;107(45):19449-54. doi: 10.1073/pnas.1008155107
  • (5) Food additive E171: first findings of oral exposure to titanium dioxide nanoparticles, INRI Science & Impact, 2017
  • (6) Grande, F.; Tucci, P.: Titanium Dioxide Nanoparticles: a Risk for Human Health? Mini Rev Med Chem. 2016;16(9):762–769
  • (7) Cancer: inquiétudes autour de l'additif alimentaire E171. Sciences et Avenir mit AFP, 23.01.2017
  • (8) Kähkönen, E.E.; Is it safe to paint your wall white? - A case study on titanium dioxide classification. Integr Environ Assess Manag. 2019 Jul 9. doi: 10.1002/ieam.4186
  • (9) FET e.V., Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention. Forschung aktuell: Titandioxid (E171). Mitteilung vom 29.05.2019
  • (10) Titandioxid-Nanopartikel: Wie gefährlich ist E 171 für Darmpatienten? Ärzteblatt online vom 21.07.2017
  • (11) Mitteilung der Europäischen Kommission: Titandioxid in Lebensmitteln ab Sommer 2022 verboten, vom 14.01.2022
  • (12) Pinget, G., et al.: Impact of the food additive titanium dioxide (E171) on gut microbiota-host interaction. Front. Nutr. 2019, 6:57. doi: 10.3389/fnut.2019.00057
  • (13) EFSA: Titandioxid: E171 gilt bei Verwendung als Lebensmittelzusatzstoff nicht mehr als sicher. Mai 2021