02.11.23
Zahngesundheit – die richtige Pflege
Vom ersten Zahn an wird die regelmäßige Zahnpflege zum Teil unseres Alltags. Zunächst erfolgt sie noch spielerisch im Kampf gegen Karius und Baktus, in der Jugend oft lustlos bis widerwillig – und später routiniert, weil gepflegte Zähne nicht nur schöner aussehen, sondern auch weniger unangenehme, teure Zahnarztbehandlungen nach sich ziehen.
Man sollte also meinen, dass wir alle das Zähneputzen im Schlaf beherrschen.
Doch weit gefehlt: Noch immer kursieren widersprüchliche Mythen und Unsicherheiten um Häufigkeit, Technik und „Arbeitsmaterial“ bei der Zahnpflege.
Rütteln oder kreisen, Zahnseide oder Interdentalbürsten, elektrisch oder lieber mit der Hand? Die Unsicherheit ist groß.
Vor einigen Jahren sorgte eine repräsentative Umfrage für Aufmerksamkeit, bei der die Zahnputzgewohnheiten der Deutschen ermittelt wurden: Danach putzt jeder zweite Erwachsene die Zähne falsch, zu kurz oder zu unkonzentriert(1).
Für alle, die jetzt der eigenen Mundhygiene einmal auf den Zahn fühlen wollen, kommen hier die wichtigsten Regeln der richtigen Zahnpflege im Überblick:
Die richtige Zahnputz-Technik
Lange Zeit wurden kreisende Bürstenbewegungen, die Rotationstechnik, beim Zähneputzen empfohlen. Diese kamen wegen der Gefahr in Verruf, damit Bakterien unter den Zahnfleischrand zu schieben.
Als optimal gilt heute die Bass-Technik, eine Vibrationsmethode, die allerdings viel Geduld und Zeit erfordert.
Das Wichtigste ist, dass Sie regelmäßig und mit System Ihre Zähne putzen und dabei Folgendes beachten:
- nicht zu fest aufdrücken
- keine harte Zahnbürste verwenden (in beiden Fällen drohen Verletzungen des Zahnfleischs)
- alle Zahnflächen berücksichtigen
- aufs Zähneputzen konzentrieren und nicht nur „nebenbei“ putzen
Häufigkeit und Zeitpunkt des Zähneputzens
Gleich nach dem Aufstehen, nach jeder Mahlzeit, dreimal kurz oder einmal lang?
Die Faustregel lautet:
Putzen Sie mindestens zweimal täglich mindestens zwei Minuten lang und reinigen Sie zusätzlich mindestens einmal täglich die Zahnzwischenräume. Im Idealfall reinigen Sie Ihre Zähne nach jeder Hauptmahlzeit und verzichten auf Zwischenmahlzeiten.
Wichtig ist allerdings, nach dem Essen mindestens 30 Minuten mit dem Putzen zu warten. Denn Nahrungssäuren lösen Mineralien aus dem Zahnschmelz und schwächen ihn.
Die Folge: Durch die Reibung der Zahnbürste kann die wichtige Schutzschicht angegriffen werden. Nach etwa einer halben Stunde sind die Zähne durch den Speichel wieder mineralisiert und können gefahrlos geputzt werden.
Wenn das zeitlich mal nicht passt, kann man die Zähne nach dem Essen mit Wasser spülen und das Zähneputzen bei der nächsten Gelegenheit nachholen. Noch effektiver neutralisieren Sie Säuren von Obst, Säften und Süßigkeiten mit einer basischen Lösung. Einfach eine Prise Basenpulver, wie z.B. Kaisernatron, Magnesium- oder Calciumcarbonat in etwas Wasser oder Speichel lösen und die Flüssigkeit durch die Zahnzwischenräume saugen.
Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürste?
Es reicht nicht aus, Kauflächen, Vorder- und Rückseiten der Zähne zu putzen. Auch die Zahnzwischenräume, die Interdentalflächen, müssen von unerwünschten Bakterien und Plaque gereinigt werden.
Die bekanntesten Hilfsmittel hierfür sind Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten. Ähnlich wie bei der Putztechnik gibt es hier widersprüchliche Empfehlungen, welche Methode besser ist. Und wiederum ist das eine persönliche Entscheidung, die davon abhängt, womit man besser umgehen kann.
Während Zahnseide besonders geeignet ist, um die Kontaktstellen zwischen den Zähnen zu reinigen, sind die Bürstchen gründlicher im Zahnzwischenraum. Achten Sie auch auf die richtige Größe. Beim Durchschieben sollten Sie einen leichten Widerstand spüren, aber noch gut durchkommen. Möglicherweise benötigen Sie unterschiedlich große Bürstchen für verschiedene Zahnzwischenräume. Optimalerweise kombiniert man Zahnseide und Zahnzwischenraumbürste.
Wem das zu viel ist, der tut seiner Zahngesundheit einen großen Gefallen, mindestens einmal täglich Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten zu verwenden. Die Zahnseide verwenden Sie jeweils nur einmal, die Zwischenraumbürsten sollten nach 5–6 Anwendungen erneuert werden.
Elektrische oder manuelle Zahnbürste?
Auch bei der Art der Zahnbürste haben Sie die Wahl. Generell unterscheidet man zwischen der klassischen Handzahnbürste und einer elektrischen Zahnbürste; Unterformen hiervon sind die Schall- und die Ultraschallzahnbürste.
- Handzahnbürsten unterscheiden sich insbesondere in der Art und Größe des Bürstenkopfes und der Härte der Borsten.
- Die oszillierende Zahnbürste ist die klassische elektrische Zahnbürste. Sie hat in der Regel einen kleinen runden Kopf, der je nach Modell bis zu 8.000 Mal pro Minute rotiert.
- Schallzahnbürsten haben im Gegensatz zur oszillierenden Zahnbürste einen länglichen Bürstenkopf. Ein Mikrochip erzeugt einen Schall, der die Borsten vibrieren lässt.
- Ultraschallzahnbürste erreichen mehr als 16.000 Schwingungen pro Sekunde. Die Reinigungswirkung wird hier durch den Schall selbst erzeugt, nicht durch Vibration.
Wer sich nun fragt, welche Art von Zahnbürste die beste ist, sollte nicht Hightech und Putzleistung verwechseln. In der Tat schneiden elektrische Zahnbürsten beim Thema Plaquebeseitigung etwas besser ab als Handzahnbürsten. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum Menschen, die noch keine oder eher geringe Probleme mit dem Zahnfleisch und Parodontitis haben, Zahnverlust durch Parodontitis effektiver mit einer elektrischen Zahnbürste vorbeugen können als mit einer Handzahnbürste (2). Dafür sind elektrische Zahnbürsten allerdings auch wesentlicher teurer.
Entscheidender für den Reinigungserfolg als die Art der Zahnbürste sind Technik, Häufigkeit und Länge des Zähneputzens. Wer also mit der Handzahnbürste gute Ergebnisse erreicht, braucht nicht umzusteigen. Wer Spaß an der technischen Ausstattung elektrischer Zahnbürsten hat (Zeitsignal, Drucksensor, Smartphone-Schnittstelle) und dadurch motivierter Zähne putzt, kann sich ein elektrisches Modell gönnen.
Eine klare Empfehlung für eine elektrische Zahnbürste gibt es für Menschen mit motorischen Einschränkungen. Wer alters- oder krankheitsbedingt Probleme hat, eine Zahnbürste sicher zu führen, kann aufgrund der Vibrationen einer elektrischen Zahnbürste (hier genügt ein einfaches Modell) ein besseres Putzergebnis erzielen.
Wichtig für ein optimales Putzergebnis ist zudem der regelmäßige Austausch der Bürsten. Wechseln Sie diese nach spätestens drei Monaten, aber auch nach Erkältungen oder beispielsweise Herpesschüben, aus.
Zähne putzen ohne Chemie
Achten Sie auch bei Zahnpflegeprodukten auf Zusatzstoffe. Mikroplastik sollte inzwischen aus allen Zahncremes verschwunden sein. Wer auch andere bedenkliche Stoffe wie PEG-Derivate vermeiden möchte, greift zu Naturkosmetik. Dass es sogar noch einfacher geht, zeigt Peter-Hansen Volkmann in seinem Tipp:
Zähne putzen ohne Chemie
Ernährung ist gut, Kontrolle auch.
Wir alle wissen, dass Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel den Zähnen schaden. Wer trotzdem Schokolade oder ein Stück Kuchen genießen möchte, sollte das im Rahmen der Hauptmahlzeiten machen, nach denen die Zähne geputzt werden. Und wen zwischendurch der süße Hunger packt, der kann im Anschluss einmal zusätzlich zur Zahnbürste greifen, um auf der zahngesunden Seite zu bleiben. Wichtig ist insbesondere, im Laufe eines Tages nicht dauernd zu essen und zu naschen, so dass Zähne und Zahnschmelz nicht rund um die Uhr angegriffen werden. Letztlich hält die Zähne gesund, was auch dem Körper gut tut: vollwertige, abwechslungsreiche Mahlzeiten mit einigen Stunden Abstand, am besten in Bio-Qualität.
Natürlich ersetzen auch die beste Pflege und Ernährung nicht die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt. Lassen Sie zweimal pro Jahr den Fachmann auf Ihre Zähne blicken und bei Empfehlung eine Professionelle Zahnreinigung durchführen, mit der alle Beläge, die sich doch noch auf die Zähne geschlichen haben, entfernt werden.
Literaturquellen
(1) Studie zum Zahnputzverhalten der Deutschen der Universität Witten/Herdecke im Auftrag der AXA und in Kooperation mit Forsa: https://www.presseportal.de/pm/53273/2330958
(2) Pitchika, V. et al.: Long-term impact of powered toothbrush on oral health: 11-year cohort study. J Clin Periodontol. 2019. doi: 10.1111/jcpe.13126